„Seit jeher ist der Wolf ein Symbol für den Geist jener Wildnis, die in der heutigen Welt kaum noch zu finden ist.“ (*) |
Das Thema ‚Wolf‘ wird in den nächsten zehn Jahren in Deutschland an Brisanz zunehmen. Es ist wichtig, sich mit den Gegebenheiten auseinander zu setzen.
Der Umgang mit freien Wölfen ist noch jung und wirkt konfus. Das Bewusstsein, dass der Wolf ein Teil des Ganzen ist und erst einmal eine grundsätzliche Akzeptanz stattfindet, müsste noch erarbeitet werden.
Wolfporträt, Foto (c) Ralph Frank 2013
Der Wolf, ein mystisches Tier
“Den Wolf auf die richtige Weise zu begrüßen hieße, ihn nicht überschwänglich als Boten der heilen Natur willkommen zu heißen, sondern als Lehrer, der uns an einen zentralen ökologischen Grundsatz erinnert: dass beim Zusammenleben alle etwas abgeben müssen, um gemeinsam zu gewinnen. Der Wolf lehrt uns, was es bedeutet, beziehungsfähig zu sein. Und erst das heißt in Wahrheit wild.“
ULRICH WOTSCHIKOWSKY, Wildbiologe, Wolfsexperte, ehemaliger stellvertretender Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald in NATIONAL GEOGRAPHIC, 8/17, S. 53
Wölfe stehend im Tierpark Sababurg (2009), Foto (c) Ralph Frank, http://www.ralphfrank.de
Hélène Grimaud
Hélène Grimaud, Pianistin und Initiatorin des Umweltprojektes Wolf Conservation Center nahe New York
Ich habe einen Traum
„Vor zehn Jahren fragte man mich, wo ich mich selbst in zehn Jahren sähe. Ich konnte es nicht sagen. Ich hatte immer das Gefühl, dass mich eine solche Aussage einschränken würde. Indem man ein konkretes Ziel formuliert und darauf hinarbeitet, verpasst man all die Chancen, die rechts und links des Weges liegen. Wie wir wissen, ereignen sich aber die schönsten Dinge im Leben dort, wo man sie am wenigsten vermutet.
Mir ist dies häufig widerfahren, und ich möchte stets flexibel und durchlässig genug sein, um das Wunder des Moments zu erleben und sie in mein Lebensmuster zu weben. So wie meine erste Begegnung mit Alawa auf einem nächtlichen Spaziergang in Florida vor Jahren. Ich hatte mir nie träumen lassen, die Bekanntschaft von Wölfen zu machen, aber als ich das erste Mal in ihre grauen Augen sah, wusste ich: unsere Wege mussten sich irgendwann kreuzen.“ DIE ZEIT 12/05
Bemerkenswerte Leserbriefe
Der Wolf als Faszinosum
Bayern ist Wolfsland
Es geht auch anders
Ignoranten
Wolf ist kein Feind
Leser – Märchen
Wolf (Canis lupus) / Welpe, Foto (c) Ralph Frank. Die Fotos wurden dankenswerter Weise vom Kontaktbüro „Wölfe in Sachsen“, der offiziellen Informationsstelle zum Thema Wolf vom Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL), in Trägerschaft des Landratsamtes Görlitz zur Verfügung gestellt.
Haliburton Wolf Centre
„Doch viele kommen eigens hierher wegen des Wolf Centre. Ziel der Einrichtung ist es, dem Mythos vom Wolf als menschenfressendes Ungeheuer Fakten entgegenzusetzen. Auch in Kanada dringt der Mensch in den Lebensraum der Tiere ein, zerschneidet Wälder durch Straßen, bejagt die Beutetiere des Wolfs. Das Wolf Centre gilt als wissenschaftliches Vorzeigeprojekt. Die Mitarbeiter erklären den Besuchern, wie wichtig der Wolf im Ökosystem Wald und im Zusammenspiel mit anderen Tieren ist.“ INGRID BRUNNER, Süddeutsche Zeitung Donnerstag, 2. März 2018 REISE
Wanderung in der Wolfsschlucht
Waldtiere im Weißachtal.
„Bevor der Mensch das Weißachtal mehr und mehr unter Beschlag nahm, besetzten Wölfe dieses Revier. Zusammen mit den Bären fanden sie in der entlegenen Schlucht ein ideales Rückzuggebiet. Heute bewohnen andere Waldtiere wie Luchs, Rotwild, Gams und Reh die Schlucht. Doch die scheuen Tiere ziehen sich meist in die höheren Bergregionen zurück und laufen einem am ehesten an einem Regentag oder in der Dämmerung über den Weg.“ aus: Planet Outdoor
Wein und Wölfe
Emilia-Romagna, Italien
„Die Hänge um Castelvetro di Modena in der Emilia-Romagna sind uraltes Weinland. … Marco Rizzardi pflegt hoch über den gewichtigen Mauern des Castello di Torrechiara in den Bergen südlich von Parma ein halbes Dutzend unterschiedlicher Sorten unter Extrembedingungen. Seine Weingärten wirken alpin, karg und isoliert liegen sie hinter einem Kiefernwald, … Nachts hört man bisweilen das Heulen der Wölfe,…“
ANDREAS ESSL, FRANKFURTER ALLEGEMEINE ZEITUNG, 12. OKTOBER 2017 Reiseblatt
Reise zu Menschen und Wölfen
Göhrde, Niedersachsen
Das BioHotel Kenners LandLust in der abwechslungsreichen Göhrde bietet anregende Tage und Wanderungen auf Wolfsspuren.
Wolf und Wildnis
Filmbeitrag zu einem neuen Wildnisverständnis in Europa von corvusFilm: Ungleiche Brüder. Wölfe und Herdenschutzhunde. Europas Aufbruch in eine neue Wildnis?
Ein zweiter Filmbeitrag von corvusFilm: Deutschlands neue Wildnis. „Braucht der Wolf die Wildnis? Oder ist er ein Opportunist, der überall leben könnte? Oder braucht vielleicht die Wildnis den Wolf?“
WIKIWOLVES, Deutschland
„Wölfe sind Mitgeschöpfe, mit einem Recht darauf, sich neue (oder alte) Lebensräume zu erschließen. Auch wenn sie sich in unserer Kulturlandschaft erfolgreich ausbreiten, sind sie als Beutegreifer für viele ein Symbol für Wildnis. Wildnis ist Natur, die nicht der Kontrolle des Menschen unterliegt. In Mitteleuropa haben wir verlernt mit Wildnis umzugehen. Wir begrüßen die wachsende Bereitschaft der Gesellschaft, Wildnis in unserer Kulturlandschaft wieder zuzulassen. Sie ist ein Bekenntnis dafür, den Menschen als Teil der Natur zu verstehen und nicht als eine Instanz, die ihr übergeordnet ist. Ein Leben mit Wildnis – und auch die Koexistenz mit großen Beutegreifern – ist aber auch mit Unannehmlichkeiten verbunden. Für einzelne Bevölkerungsgruppen – wie Tierhalter – können Wölfe eine reale Bedrohung darstellen. Mit WikiWolves wollen wir dazu beitragen, diese Bedrohung zu minimieren und neue Wege für ein erfolgreiches Nebeneinander zu finden.“ WIKIWOLVES, Wölfe – Landwirtschaft – Naturschutz
INFINITLY WILDERNESS — unbegrenzte Wildnis ist ein Ziel, das sich wiederfindet in der im November 2007 verabschiedeten Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS). Von 0,4 % (2011) sollen laut Bundesregierung 2% der Landesfläche bis zum Jahr 2020 als Wildnisgebiete ausgewiesen werden.
Wolfsmanagement
Um das Ziel einer Ko-Existenz von Mensch und Wolf zu erreichen, ist es angesagt, die Sichtweisen von betroffenen Schäfern und Landwirten wie auch von wildnisliebenden Wolfsfreunden zu berücksichtigen.
Aus unserem realistischen Blickwinkel heraus kann eine grundlegende Akzeptanz von wilden Tieren in Europa gelingen, wenn frühzeitig großangelegte und funktionierende Managementpläne zur Verfügung stehen, die den Schutz von Weidetieren verbessern, auftretende finanzielle Einbußen ausgleichen und die Menschen transparent und ausreichend informieren, während sie lernen in einer Region real mit den freilebenden Wölfen auszukommen.
„Entscheidend ist somit, wie gut oder schlecht vorallem Schafe und Ziegen vor Wolfsübergriffen geschützt sind.“
CHRISTIANE PAULUS → Leiterin der Abteilung Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung im Bundesumweltministerium (BMU) aus Sonderveröffentlichung ‚Revier & Natur‘, SZ 10. Januar 2020
Erfahrungen zum Schutz von Weidetieren
ZAUN und SCHUTZHUNDE — Ein Schäfer aus Ostdeutschland – „Nach Übergriffen durch Wölfe habe ich einen Zaun und mehrere Pyrenäenschutzhunde gekauft, seit Jahren habe ich kein Problem mehr, der Wolf respektiert das Territorium.“
ESEL-METHODE — Nach einem Bericht von ntv (10.02.2019) hatte sich auf dem bei Atlanta liegenden Pferdehof von Herrn Martin Richenhagen, Chef des Landmaschinen-Herstellers AGCO, ein Rudel Kojoten angesiedelt, die in Georgia (USA) nicht bejagt werden dürfen. Daher wurden zwei Esel erworben und Herr Richenhagen fügte hinzu. „Sie haben keine Angst, halten Wölfe und Kojoten sicher fern. Die Beutegreifer dagegen fürchten vor allem das Geschrei und auch die Tritte der Esel. Nachdem die Esel die Prädatoren verjagt hatten, wurden diese nicht mehr gesehen.
Jagdstatistik für einzelne Wildarten Ι Beutetiere für den Wolf
– In Deutschland leben schätzungsweise 2,5 Millionen Rehe (ZDF, Februar 2020)
– Seit 2015 wurden in Deutschland durchschnittlich 77 926 Rothirsche im Jahr erlegt.
– 2019 wurden in Deutschland 1,26 Millionen Rehe geschossen (SZ 18.06.2020)
– Die Jahresstrecke Rehwild 2017/18 betrug in Bayern 323 900.
Ausführliche und detailierte Zahlenangaben finden sich im Buch von Marco Heurich
Verbreitung von Wölfen in Deutschland
Nach offiziellen Angaben lebten im Monitoringjahr 2018/19 in Deutschland: Rudel (105), Paare (25) und Einzeltiere (13). Dabei besteht ein Wolfsrudel i.d.R. nur aus den zwei Elternteilen, den Jungen des Vorjahres und den aktuellen Welpen, durchschnittlich ca. 8 Tiere pro Rudel (NABU 2020)
„Die Ängste um eine Massenvermehrung der Wölfe konnte Frau Dr. Kunz entschärfen. Der Vorteil bei den Wölfen ist: Sie regulieren sich selbst. Und zwar über die Reviergröße. Ein Rudel mit 5 – 8 Tieren besetze etwa ein Gebiet in der Größe von 250 – 300km² — ein zweites Rudel kommt da nicht mehr rein.“ (DR. KATRIN KUNZ Wolfsbeauftragte im LKR Regen vom Landesamt für Umwelt (LfU) in Hof)
Sachlicher Informationsteil
• Die Förderfähigkeit von Herdenschutzmaßnahmen und Ausgleichszahlungen bei Verlusten von Weidetieren sind nach aktuellem EU-Recht auf 100% erweitert worden. Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und der Freistaat Sachsen gehören zu den ersten deutschen Bundesländern die eine komplette Übernahme der Kosten für Schutzmaßnahmen und Schadensausgleich anbieten.
Das Land Baden-Württemberg beteiligt sich darüber hinaus an den Unterhaltskosten von Herdenschutzhunden in Höhe von 1.920 Euro (2020) pro Jahr und Hund.
In Bayern besteht eine Hotline 09281 – 1800 4640 zum Wildtiermanagement. Ansprechpartner ist Manfred Wölfl, Bayerisches Landesamt für Umwelt. Informationen zur neuen Förderrichtlinie in Bayern.
• Ausgleichsfond Große Beutegreifer
• Die Gruppe Wolf Schweiz (GWS) setzt sich ein für das Zusammenleben von Menschen und Großraubtieren
• Der Freundeskreis freilebender Wölfe e.V. zeigt in seiner Arbeit ein umfassendes Spektrum zum Thema Wölfe
• Eine gute Übersicht zum Thema Wolf in Deutschland bietet die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes (DBBW)
• NABU, ein Verband der für das Miteinander von Wolf und Weidetieren in Deutschland steht
• Menschen mit Engagement und hohem Fachwissen für die Wölfe – Gesellschaft zum Schutz der Wölfe (GzSdW)
• Die ultimative Wolfsite von Ulrich Wotschikowsky – Wölfe in Deutschland
• Sachsen – Managementplan für den Wolf in Sachsen
• Landesamt für Umwelt (LfU) – Wildtiermanagement (Bayerischer Aktionsplan Wolf)
• Wikipedia Wölfe im Apennin
• Geführte Touren zu den Wölfen – wolfland tours
• Informationen um das Thema Herdenschutzhunde von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
• Infoportal: Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde
• Die Seite des Bundes Umweltministeriums und des Bundesamtes für Naturschutz zum Thema Wolf
• Filmbeitrag von Hannes Jaenicke im ZDF vom 25.Mai 2021: Im Einsatz für den Wolf
Bücher
• „Deutschlands wilde Wölfe“, Axel Gomille (Frederking&ThalerVerlag)
• „Die Hoffnung und der Wolf. Wollen wir mit unseren neuen Nachbarn leben?“, Andreas Hoppe (Frederking&ThalerVerlag)
• „Faszination Wolf. Mythos, Gefährdung, Rückkehr“, Barbara und Christoph Promberger, Jean C. Roché (Kosmos Verlag)
• „Wölfe. Ein Portrait“, Petra Ahne, (Hrsg.) Judith Schalansky bei der Matthes & Seitz Verlagsgesellschaft Berlin
• „Der Wolf kehrt zurück. Mensch und Wolf in Koexistenz?“, Günther Bloch, Elli H. Radinger (KOSMOS Verlag)
• (*) „Der Wolf. Wild und faszinierend“, Text von Shaun Ellis, Bild von Monty Sloan (Parragon Books Ltd.)
• „Das Leben unserer Wölfe. Beobachtungen aus heimischen Wolfsrevieren“, Heiko Anders, NABU (Haupt Verlag)
• „Wolf, Luchs und Bär in der Kulturlandschaft“, (Hrsg.) Marco Heurich (Ulmer)
• „Er ist da. Der Wolf kehrt zurück“, Klaus Hackländer (Ecowin Verlag 2020)
• „Das geheime Wissen der Wölfe. Was wir von ihnen lernen können“, Jim & Jamie Dutcher, NATIONAL GEOGRAPHIC
• „Das Leben der Wölfe“, Aimee Clark, Neuer Kaiser Verlag