Clemens Ratschan vom Büro für angewandte Gewässerökologie, Fischereiwirtschaft, Kulturtechnik und Wasserwirtschaft aus Englhartszell informierte, dass selbsterhaltende Bestände wie der Huchen sehr selten geworden sind … für den Aufbau sich selbst reproduzierender Bestände sei es zwingend notwendig, die letzten natürlichen Gewässerabschnitte zu erhalten und mit Renaturierungsmaßnahmen den verloren gegangenen Lebensraum wiederzugewinnen. Dazu zählten großflächige Kiesplatzrestaurierungen ebenso wie etwa eine Totholzeinbringung.
PNP 24.09.2015
Unsere Visionen: Renaturierungsprojekte an der Donau
Im Reich des Eisvogels: Donauinsel bei Pleinting
Ökologisch verbesserter Mündungsbereich der Kleinen Ohe bei der Pleintinger Donauinsel
Renaturierung einer Seenlandschaft bei Stephansposching
Der Traum von einem Naturparadies
Wälder im Donautal – Habichtswald
Der Forêt de Fontainebleau … ist ein von Menschen kaum berührtes Naturparadies, ein wildwachsendes Arkadien, eine Welt gleichsam im Urzustand, ohne die Spuren der Zivilisation und die Zeichen irgendeiner ökonomischen Nutzung. Ein wahrer Märchenwald.
MANFRED SCHWARZ, SZ, 13.08.09
- Die Wälder des Irlbacher Waldes wie die „Nachtweide“ bieten eine günstige Ausgangsmatrix, um einen landschaftlich schönen Eichenwald von hoher Diversität im Donautal aufzubauen. Gerade Eichenwälder weisen den mit Abstand höchsten Insektenreichtum auf und stellen für viele weitere Säugetiere, Fledermaus- und Vogelarten eine wichtige Nahrungsgrundlage dar.
- Im „Auholz“ können sich anhand eines neu angelegten Umgehungsgewässers Auwaldvegetation und auentypische Feuchtstandorte entwickeln. Wie bei einem natürlichen Fluss verbinden sich Ufer und angrenzender Auwald miteinander und bilden Übergangszonen.
- Teilbereiche der kleinen Bäche Schambach / Ainbrach eignen sich durch Verbesserung der Gewässerstruktur den Lebensraum des Eisvogels aussichtsreich aufzuwerten.
Extensivwiesen und Wiesenknopf-Ameisenbläuling bei Irlbach
Dieses Projekt gliedert sich in einzelne Teilbereiche:
- die Umnutzung eines Ackers in eine magere Waldwiese steht in Verbindung mit dem Umbau des benachbarten Waldstückes „Nachtweide“ in einen lichten Eichenwald. Eine so geschaffene offene, abwechslungsreiche Landschaft kann dem Rotmilan als Lebensraum dienen.
- die Umwandlung in wiedervernässtes Extensivgrünland der heute intensiv genutzten Ackerflächen auf den ehemaligen Mösel- und Mooswiesen soll die Standorte als Lebensraum für den Wiesenknoten-Ameisenbläuling wiederherstellen. In einem angrenzenden Wiesenbereich waren 2019 noch drei Bläulinge auf den Resten einer feuchtwiesen-artigen Vegetation zu finden.
Wünschenswert ist ein mosaikartiger Aufbau von sommertrockenen Inseln und weitläufigen tieferliegenden flachen Senken und Mulden, um feuchte lichte Wiesen mit der Wirtspflanze, dem Großem Wiesenknopf zu etablieren und die komplexe Beziehungsstruktur mit der speziellen Knotenameise für den komplizierten Entwicklungszyklus des Wiesenknoten-Ameisenbläulings zu ermöglichen. Unbearbeitete Brachestreifen oder gestaffeltes Mähen dient weiteren Schmetterlingsarten.
Der Mahdtermin entscheidet, ob der streng geschützte Bläuling sich fortpflanzen kann. Keine Mahd zwischen Mitte Juni bis Mitte September. „Der Naturkreislauf will es, dass durch die richtige Mahd der Wiesenknopf gedeiht und dass die Feuchtwiesen nicht gedüngt werden, damit eine lichte Vegetation entstehen kann, auf die die Knotenameise angewiesen ist.“
- die weitläufigen Ackerflächen im Deichvorland sind in artenreiches extensives Grünland umzuwandeln und zum Nutzen für Wiesenvögel, Schmetterlinge und Insekten zu fördern. Von neu angelegten Amphibientümpeln und ephermeren Laichplätzen profitieren Grasfrösche und Gelbbauchunken. Säume und Raine dienen als Schutzflächen für Wildtiere wie Feldhasen, Rebhühner und Wachteln.
- Beobachtungsplatz
Am Treffpunkt der zwei Wasserläufe Niederast- und Straßgraben entsteht ein Aussichtshügel, der drei Blickachsen aufnimmt: zur neu belebten Wiese, dem Eichenwald in offener Wiesenlandschaft und zur Bergkette im Bayerischen Wald im Hintergrund. Am Fuße des Aussichtshügels führt ein Holzbohlenweg zum Eichenwald.
Deutschlandweite Projekte für typische Feldflurbewohner in den intensiv genutzten Agrarflächen
→ Rebhuhn-Projekt des LBV Pfaffenhofen
→ Rebhuhn retten — Vielfalt fördern
→ Seit 2021 gibt es in Bayern Wildlebensraumberatung
Wiesenlandschaften im Donautal
Beispielhaften Modellcharakter für naturnahe Flussauen zeigen die artenreichen Feucht- und Nasswiesen im
Naturschutzgebiet Borgfelder Wümmewiesen
Renaturierungsbeispiele an unterschiedlichen Fließgewässertypen
Beispiele für geplante und erfolgte Renaturierungsprojekte an Fließgewässern, die von verschiedenen Fachstellen durchgeführt wurden:
- EU-LIFE-Projekt „Flusserlebnis Isar“ an der Unteren Isar bei Landau an der Isar
- Kolbersbach im Nationalpark Bayerischer Wald im Einzugsbereich des Wasserwirtschaftsamtes Deggendorf unter Federführung der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald und der Projektgruppe „Renaturierung Kolbersbach“
- Vils im tertiären Hügelland im Bereich bei Schönerting / Mattenham unter Leitung des Wasserwirtschaftsamtes Deggendorf als Vertreter des Freistaates Bayern
- „Ökologische Aufwertung der Sulzbachmündung“ als Pilotprojekt durch das Wasserwirtschaftsamt Passau im Auftrag des Bezirks Niederbayern
- Die Revitalisierung der Traisen in Niederösterreich zeigt Erfolge
- Donau bei Neuburg a. d. Donau mit Auen-Informations-Zentrum
- Ein interessantes Naturschutzgroßprojekt existiert in Mecklenburg-Vorpommern. Hier sind auf engagierte Weise und mit klaren Vorstellungen über Jahre Renaturierungsmaßnahmen mit der Belebung naturnahen Tourismus verwirklicht worden. Das Ergebnis dieser Entwicklung mündet in der Entstehung eines eigenen Naturparks Flusslandschaft Peenetal
- An der Havel soll wieder ein Flussparadies entstehen. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. hat an der Unteren Havel ein repräsentatives Renaturierungsprojekt in Bewegung gesetzt.
- An der Mittleren Elbe wurde das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe verwirklicht.
Die Loire in Frankreich, Beispiel für einen effektiven Flussschutz:
- Hier wurden „statt neue Staudämme zu bauen, 4 bestehende Dämme abgerissen, um der Loire und seinen Zuflüssen mehr Platz zu geben. Zudem wurden einige Industrieanlagen, die zu nah an der Loire gebaut worden waren, abgesiedelt. Seitdem sind kaum neue Schäden durch Hochwasser bekannt geworden und die Loire ist einer der schönsten und ökologisch wertvollsten Flüsse Europas. Ein Vorzeigeprojekt für Naturschutz und Wasserbau.“ (riverwatch)
- Ein Blick auf das benachbarte Bundesland Baden-Württemberg und das Projekt „Integriertes Donau-Programm“ (IDP) zeigt, dass diese neuen Ansätze mit dem Fluss bereits zum Programm der Regierung gehören. Größte Gewässerrenaturierung im Land wurde fertig gestellt.Franz Untersteller: Erhebliche Verbesserung der Gewässerökologie an der Donau hat auch positive Effekte auf den Hochwasserschutz
Auf einer Länge von 2,7 Kilometern kann sich die Donau nun wieder frei durch die Landschaft schlängeln und ihre natürliche Dynamik ausleben. Dies verbessert die Ökologie des Gewässers sowie der Talaue und hat zudem positive Auswirkungen auf den Hochwasserschutz der Bürgerinnen und Bürger
27.04.2012 Umweltminister Franz Untersteller bei der Einweihung des größten Gewässerrenaturierungsprojekts in Baden-Württemberg zwischen Hundersingen und Binzwangen
Beispiele für erfolgte Renaturierungsprojekte in Wäldern:
- Der Rainer Wald ist ein herausragendes Naturwaldgebiet im Donautal im Landkreis Straubing-Bogen. Hier ist seit 2005 unter Federführung des Landesbundes für Vogelschutz eine nachhaltige Waldentwicklung eingeleitet worden.